Neuenkirchen - Wofür hatten sie schließlich ihren Wagen nur für diesen einen Tag liebevoll und aufwändig gebaut, in ihn so viel Technik, Gehirnschmalz und Ideen gesteckt? Um dann ohne ihn zu feiern? Viele zogen es vor, auf der Promenade, den Wegen und den Wiesen um den See mit ihren Mai-Wagen zu feiern (MV berichtete).
Als der Veranstalter „Confusion Event Company“ den Zaun weit aufmachte und die Sicherheitsleute in den Hintergrund traten, trauten sich einige Besucher, zur Musik zu tanzen. Nach 19 Uhr war kaum noch jemand da; DJ und Getränkewagen machten Schluss und bauten ab.
„Wir haben unterschätzt, mit wie viel Herzblut die jungen Leute ihre Wagen gebaut haben und daran hängen“, gab Confusion-Chef Bernhard Gelking zu. „Uns ist es wichtig, den Jugendlichen keinen Zwang aufzulegen. Sie lassen sich eh nicht beeinflussen. Aber sie lassen sich führen, wenn sie innerhalb ihrer Freiheiten geordnet feiern können.“ Man habe daraus gelernt, im nächsten Jahr werde das Konzept entsprechend angepasst.
„Wenn die jungen Leute so feiern wie heute, dann ist doch alles in Ordnung“, sagte Bürgermeister Franz Möllering, der sich zu später Stunde noch einmal ein Bild machen wollte: „Die beste Maßnahme dieses Jahr war der Zaun zwischen der Promenade und dem Strand. Einige Flaschen sind zwar hinüber geflogen, aber es gibt keine Scherben im Sand.“
Am Abend änderte sich das Bild. Wer den ganzen Tag da war, machte sich auf den Heimweg, während die Rückkehrer von den Wettringer Aawiesen eintrafen. Der friedliche „Hauch von Woodstock“ herrschte bis in die Nacht.
Lob für Zusammenarbeit mit Sicherheitsdienst
Gelking lobte die Zusammenarbeit mit dem Sicherheitsdienst, der auf Deeskalation geschult war, wie auch mit dem DRK und der DLRG. „Alles in allem war es ein ruhiger Dienst“, resümierte Rotkreuzleiter Michael Reinke. „Ein paar Verletzungen, ein paar Fahrten ins Krankenhaus, aber keine schwerwiegenden Fälle.“ Der kooperative Verbund mit den Wettringer Kollegen an den Aawiesen, den Haddorfer und Offlumer Seen habe sich bewährt. Zumal einige wichtige Neuenkirchener DRKler fehlten, die ehrenamtlich zur Flüchtlingshilfe in Hagen im Einsatz waren. „Gerade an den Seen hat sich die langjährig verlässliche Partnerschaft mit der DLRG bewährt“, betonte Reinke.
Ein Wagen mit Kuh-Bemalung hatte sich bereits mittags unter den Trichtern fest eingenistet, mit Technomusik wie auf der Mayday. Es wurde getanzt, abgerockt, Spaß an der Freud, es gab keine Ausfälle. Nachts um halb zwei Uhr waren sie immer noch da – die letzten.
Weniger Abfall als in den vergangenen Jahren
Drei Stunden später, es wurde hell: Müll, wohin man sieht. Kaputt gesessene Klappstühle, eine zerbrochene Schiebkarre, ein entwendeter Rollator, ein einmal benutzter Grill, eine Decke, eine Daunenjacke, Dosen und Flaschen jeder Art – alles wurde einfach dagelassen. Dennoch: weit weniger Abfall als in den vergangenen Jahren.
Ab 4 Uhr morgens am 2. Mai suchten und fanden die Sammler hunderte von Pfandflaschen in Mülleimern und auf dem Boden. „So einen Dreck in der Toilette habe ich in Haddorf noch nie gesehen“, sagte um 5 Uhr früh die Reinigungskraft des See-Cafés aus Haddorf, die ausnahmsweise die Anlagen des Offlumer See-Café reinigte. Noch in der Nacht hatte der Veranstalter den Zaun zum See abgebaut und den Großteil zusammengefegt, bevor sie den Offlumer See am Vormittag reinigten. Am Mittag war draußen und drinnen alles wieder sauber, als wäre nichts geschehen.
Bericht und Bilder: MV Online, Stefan Kösters